Gottesdienste

Sonntags-Gottesdienst

Neue Gottesdienstordnung in der Evangelischen Kirche Baden -

Evangelisch sein heißt, in einem Reformprozess sein.

Viele Menschen fühlen sich im Gottesdienst fremd, sofern sie ihn nicht regelmäßig besuchen - wie beispielsweise Kurgäste, Besucher, Urlauber, Angehörige von Verstorbenen. Der Ablauf ist vielen nicht geläufig, die Sprache der Lieder wirkt ungewohnt und die liturgischen (sonntäglich wiederkehrenden) Gesänge erscheinen nicht zeitgemäß. Wo findet man sich dort wieder? Selbst Kirchgängern bleibt vieles unklar, was nicht zuletzt an so manchen griechischen oder lateinischen Wörtern liegt. Wer weiß schon, was „Kyrie eleison“ heißt?! Die Evangelische Gemeinde Baden möchte Gottesdienste verständlich gestalten. Daher wurde eine Gottesdienstablauf entwickelt, der die ihre traditionellen Inhalte wahrt, sie jedoch in neuen liturgischem Gewändern erscheinen lässt.

Unser Gottesdienstablauf

Viele Menschen sind Mitglied der Kirche, gehen aber selten hin. Da redet man lieber „über“ den Pfarrer und die Kirchenvorsteher als mit Gott. Denn vieles im Gottesdienst erscheint so fremd in der fremd gewordenen Heimat Kirche. Das muss aber nicht sein! Oft ist es schon beim Betreten der Kirche und bei der Platzsuche klar, wie „man“ den Gottesdienst erleben wird. Man trifft sich, man grüßt sich, man sitzt mittendazwischen oder man geht hinten in Deckung und weiß nicht so recht, wie man sich verhalten soll. Was soll ich denn machen, wenn alle an ihrem Platz erstmal stehen bleiben und die Hände falten? Der Opa wusste es! „In Deckung gehen. Nach unten schauen. Klappe halten, Hände falten!“ Die „Freiheit eines Christenmenschen“ (Martin Luther) sieht anders aus. Wer künftig einen Gottesdienst in der Evangelischen Kirche in Baden besucht, muss auch dann nicht in Deckung gehen, wenn er sich etwas fremd fühlt. Denn es gibt jetzt eine von dem Unternehmen „Elias & Partner“ professionell layoutete Gottesdienstordnung, die die liturgischen Inhalte und Abläufe übernommen, jedoch in neue Formen gegossen hat. Eins ist jedenfalls deutlich. Unser Gottesdienst hat eine klare Struktur und lässt sich in vier Bereiche gliedern:

Schön, dass wir diesen Gottesdienst gemeinsam feiern!

I. Eröffnung

Zur Eröffnung zählen das Glockengeläut, das Orgelvorspiel, die Begrüßung mit dem ersten Lied sowie die sogenannte „Eingangsliturgie“. Die Eingangsliturgie beginnt überlicherweise mit dem „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. “ Vater, Sohn und Heiliger sind Ursprung und Ziel unseres Lebens. Ihnen gilt daher zu allererst Lob und Dank. Zur besseren Verständlichkeit wurde das traditionelle „Ehr‘ sei dem Vater“ in der neuen Gottesdienstordnung durch die fünfte Strophe des Liedes „Großer Gott, wir loben Dich“ ersetzt.
Diesem Lob und Dank folgt die Erkenntnis, dass das Leben brüchig, ambivalent und schmerzvoll ist. Deswegen schließt sich an diese Sequenz das sogenannte „Kyrie eleison“ an (übersetzt: Herr, erbarme dich). Für die bessere Verständlichkeit ist an diese Stelle das Lied „Meine engen Grenzen“ getreten. In diesem Lied bitten wir Gott um seine Hilfe und seinen Beistand, weil die menschliche Kraft begrenzt ist. In dem Vertrauen, dass Gott gegenwärtig ist und in unser Leben heilend eingreift, singt die Gemeinde im Anschluss „Ich lobe meinen Gott“. Es ersetzt den sprachlich und melodisch nicht mehr so zeitgemäßen Gesang „Ehre sei Gott in der Höh‘“. Es folgt das Tagesgebet, dem eine einleitende Formel vorangestellt ist: Auf die Zusage des Pfarrers „Der Herr sei mit Euch“ antwortet die Gemeinde „und mit Deinem Geist“. Diese Formel besagt nicht mehr als: „Der Herr sei mit Dir“ „und mit Dir“. Denn auch evangelische Pfarrer haben keine übernatürliche Wesensausstattung. Sie brauchen Gottes Geist, seinen Segen und Zuspruch wie jeder / jede andere auch.

I. Eröffnung und Anrufung

II. Verkündigung und Bekenntnis

Hierzu zählen die Lesungen, das Glaubensbekenntnis, die Predigt und das Predigtlied. Dabei kommt in jeder Hinsicht Bewegung in den Gottesdienst. Dazu ist in der Gottesdienstordnung auch das Aufstehen und Hinsetzen vermerkt. Das ist nicht nur für den Kreislauf wichtig, sondern auch für das bewusste Verehren Gottes. Lutheraner sind mit den Bewegungen ohnehin noch sparsam im Vergleich zu den katholischen Geschwistern, die sich immer auch noch „klein machen vor Gott“ (knien) oder denken Sie an die Fülle der Bewegungen bei der Gottesverehrung in der Moschee. Die anschließende Lesung stellt das Zentrum des Gottesdienstes dar. Gebet, Glaubensbekenntnis, Predigt, Gesang und Segen sind im Kern nichts weiter als eine Antwort auf die Worte der Bibel.

II. Verkündigung und Bekenntnis

III. Abendmahl

Wenn das Abendmahl gefeiert wird, bekommt der Gottesdienst noch einen anderen Charakter. Denn im Abendmahl kommen weiterführende Inhalte zum Tragen, auf die ich im Folgenden kurz eingehen möchte:

1. Lob Gottes

Gleich zu Beginn singt der Pfarrer: „Wahrhaft würdig ist es und recht, dass wir dich, ewiger Gott, immer und überall loben und dir danken…“. Das Abendmahl ist also seinem Wesen nach eine fröhlich und befreiende Angelegenheit. Niemand braucht mit gesenktem Kopf und unauffälligem Drängeln zum Altar zu gehen. Aus diesem Grund wurden die traditionellen, sehr getragen und melancholisch anmutenden Gesänge wie „Christus, du Lamm Gottes“ und „Heilig“ durch neuere, fröhlicher klingende Versionen ersetzt. Denn befreit dürfen wir uns fühlen. Im Neuen Testament heißt diese Feier „Eucharistie“ - das bedeutet „Abendmahl aus Dankbarkeit“. Ich kann gar nicht verstehen, warum unsere Kirche, die doch von Martin Luther allein auf die Schrift gegründet ist, diesen biblischen Ausdruck nicht benutzt. Abendmahl ist eine zu viel schwache Eindeutschung.

2. Sündenvergebung:

Jesus hat mit Sündern, Zöllnern, d.h. mit dem damaligen „Abschaum“ der Gesellschaft Tischgemeinschaft zelebriert! Selbst mit Judas, der ihn verraten hat, saß er zu Tisch. Jeder, der Gemeinschaft mit Jesus haben möchte, ist daher herzlich willkommen. Fehler, Schuld, all das Brüchige und Unvollkommene dürfen wir Jesus übergeben und ihm überlassen. Vor diesem Hintergrund singt der Pfarrer in der Eingangsliturgie des Abendmahls: „… durch ihn (Jesus Christus) haben wir die Vergebung der Sünde“.

3. Die endzeitliche Dimension

Aus der Sündenvergebung ergibt sich die Zusage des ewigen Lebens. In einer Sequenz der Abendmahlsliturgie heißt es: Wir haben „…durch seine Auferstehung das Leben“.

4. Gegenwart Gottes und Gemeinschaft mit ihm

In den sogenannten, von Jesus gesprochenen / biblisch begründeten „Einsetzungsworten“ heißt es: „… das ist mein Leib“ bzw. „…das ist mein Blut, das ich für Euch vergossen wird…“. Lutheraner interpretieren diese Worte im Sinne einer Realpräsenz Gottes in Brot und Wein. Gott ist im Abendmahl mitten unter uns.

5. Gemeinschaft der Christen untereinander

Dadurch dass die Teilnehmenden mit Christus verbunden sind, sind sie auch untereinander verbunden. Das kommt symbolisch durch den Abendmahlskreis zum Ausdruck.

III. Abendmahl

IV. Sendung und Segen

Wird der Gottesdienst ohne Abendmahl gefeiert, folgt nach dem Predigtlied das Fürbittengebet. Vielleicht kann man den Gottesdienstablauf mit einer Sanduhr vergleichen, die sich von dem Beginn trichterartig auf die Verkündigung fokussiert, um sich anschließend mit dem mit dem Fürbittengebet wieder zu weiten. Denn Gott will gebeten werden. Jesus hat nichts von seinen großen, wunderbaren Taten ohne Gebet getan. Das Vaterunser beschließt das Fürbittengebet. Es folgen Mitteilungen, die den Blick auf die kommende Woche richten, das Segenslied und den Segen, den wir „mit nach Hause nehmen“. Wir alle leben in der Welt und verlassen den Gottesdienst auch wieder in Richtung Alltag.Noch einmal zu der eigentlichen Intention des neu gestalteten Gottesdienstablaufs: Die Evangelische Gemeinde möchte Gottesdienste gestalten, die evangelischer nicht sein könnten. Und das heißt: sie müssen verständlich sein. Nicht nur für langjährig erprobte Kirchgänger, sondern für alle Menschen. Für die Menschen, die jeden Sonntag kommen, für diejenige, die gelegentlich oder fast nie den Gottesdienst besuchen. Jeder hat ein Recht zu verstehen, was dort passiert und gefeiert wird. Die neue Gottesdienstform und das professionell gestaltete Layout wollen dazu einen wichtigen Beitrag leisten.

IV. Sendung und Segen

Denn im Gottesdienst dient uns Gott. Er möchte, dass wir mit einem besseren Gefühl den Gottesdienst verlassen als wir gekommen sind: befreiter, gestärkter, lebensfroher und verbunden mit dem Gefühl: Ich bin geborgen und gehalten.

Schön, dass Sie diesen Gottesdienst mit uns gefeiert haben!